Dienstag, 21. Juli 2015

die windenergie.

lesenswertes, zugespielt von einem werten schaffhauser kollegen:

Afrika setzt auf die Windenergie 

Kenia baut derzeit Afrikas grösste Windenergieanlage.Das Lake Turkana Wind Power Project soll der weltweit effizienteste Windpark werden und etwa 20 Prozent des derzeitigen Strombedarfs liefern. Die EU hilft mit Geldern bei der Realisierung. 

VON ANNE GONSCHOREK 

Kapstadt 

Mit dem Baubeginn des Lake Turkana Wind Power Projektes beginnt eine neue Ära für Kenia. Das ostafrikanische Land schaltet einen Gang nach oben, um 162 Quadratkilometer an Land in den grössten Windpark Afrikas zu verwandeln. Dieser soll die ansteigende Stromnachfrage in Kenia bedienen, die in den nächsten Jahren um 12 Prozent ansteigen soll. Windstrom zum Niedrigpreis 

Die Anlage wird mit ihrer geplanten Fertigstellung 2017 sowohl den derzeit grössten Windpark Afrikas, die Tarfaya Windfarm Marokkos mit 131 Turbinen als auch den Ashegoda Energiekomplex mit 84 Windrädern im Nachbarland Äthiopien übertreffen. «Es war ein langer Weg, aber ab September nächsten Jahres sollten wir 50 Megawatt produzieren», kündigte Projektleiter Carlo Van Wageningen gegenüber der kenianischen Zeitung «The Standard» an. Insgesamt soll das Projekt die Kapazität von 310 Megawatt erreichen. Etwa 550 Kilometer nördlich der kenianischen Hauptstadt Nairobi gelegen, werden die 365 Turbinen den sogenannten Turkana Corridorwind für sich nutzen. Der Jetstream kommt vom Indischen Ozean und bläst konsistent das gesamte Jahr über. Diese besonderen Windverhältnisse sollen eine aussergewöhnlich hohe Auslastung von über 60 Prozent ermöglichen – damit wäre Turkana die effizienteste Windenergieanlage der Welt. Zum Vergleich: Viele europäische Windkomplexe laufen auf einer nur halb so hohen Kapazität, und global liegt der Durchschnitt bei etwa 22,7 Prozent. Nach der Fertigstellung soll Turkana bis zu 20 Prozent des gesamten kenianischen Strombedarfs abdecken – zum Niedrigpreis. Die staatseigene Kenia Power hat eine Vereinbarung unterschrieben, den produzierten Strom für die kommenden 20 Jahre zu einem festgelegten Preis aufzukaufen. EU gibt Geld 

Während viele andere afrikanische Bauvorhaben der letzten Jahre mit Geldern aus China finanziert wurden, fand das 690 Millionen Dollar (653 Millionen Franken) schwere Lake Turkana Projekt vor allem von einem Zusammenschluss an Investoren aus der EU Unterstützung. Unter der Koordination der Afrikanischen Entwicklungsbank konnte das Projekt seine volle Finanzierung Ende letzten Jahres sichern. Nach verschiedenen anderen Misserfolgen hatte Kenias Energiesektor diesen Erfolg auch dringend nötig. Richtungsweisendes Projekt 

Nicht alle sind von der Windanlage überzeugt. Das kenianische Oberste Gericht beschäftigt sich derzeit mit der Klage einer Gruppe von Anwohnern, die letztes Jahr behaupteten, dass Investoren unnötigerweise und auf irregulärem Wege zu viel Land abgesteckt hätten. Die Kläger sagen, dass die örtliche Gemeinde nicht in die Zuteilung des Landes einbezogen wurde und es unklar sei, wie der örtliche Gemeinderat dem Projekt 607 Quadratkilometer zugesprochen habe. Dies allerdings brachte das Bauvorhaben nicht zum Stillstand. Das Oberste Gericht entschied kürzlich, dass beide Parteien noch bis Ende des Monats Zeit haben, um sich aussergerichtlich zu einigen. Die äusserst günstigen Konditionen des Turkana-Projektes sollen sich auch auf dem Arbeitsmarkt bemerkbar machen. In den nächsten 32 Monaten der Installation und des Strassenbaus sollen vorübergehend bis zu 2500 Arbeiter angestellt werden. Nach Bauabschluss sind noch immer 200 Arbeitsplätze in der eigentlichen Anlage vorgesehen. Damit ist das Projekt eines der Schlüsselvorhaben der Regierung, um den ehrgeizigen Plan zu realisieren, das Elektrizitätsnetzwerk bis Ende nächsten Jahres um 5000 Megawatt zu verstärken. Präsident Uhuru Kenyatta glaubt, dass der Erfolg Turkanas auch weitere Investoren anziehen wird. Afrika schaltet einen Gang hoch, um sein volles Windenergiepotenzial anzuzapfen. Denn noch immer leben mehr als zwei Drittel der Bevölkerung des Kontinents ohne Strom. 


Copyright / Schaffhauser Nachrichten 11.07.2015

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